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Radio Bremen - Anstalt des öffentlichen Rechts - Jahresabschluss und Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2020 - Anlage 3: Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2020

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juris-Abkürzung:
Dokumenttyp:
Dokumenttyp: Wappen Bremen
Gliederungs-Nr::
Normgeber:Der Senator für Finanzen
Erlassdatum:30.06.2021
Fassung vom:30.06.2021
Gültig ab:24.11.2021
Quelle:Wappen Bremen
Gliederungs-Nr:keine Angaben verfügbar
Normen:§ 253 HGB, § 25 RBG
Radio Bremen - Anstalt des öffentlichen Rechts - Jahresabschluss und Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2020 - Anlage 3: Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2020

Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2020

Gemäß § 25 Radio Bremen Gesetz hat Radio Bremen Anstalt des öffentlichen Rechts (im Folgenden „Radio Bremen“) einen Konzernabschluss zu erstellen.

Der Konzernabschluss 2020 konsolidiert die jeweiligen Jahresabschlüsse von Radio Bremen und der Bremedia Produktion GmbH voll. Die Verschmelzung der Radio Bremen Media GmbH mit der Bremedia Produktion GmbH erfolgte rückwirkend zum 1. Januar 2020.

A. Darstellung des Geschäftsverlaufs

1.
Auftrag von Radio Bremen ist es, die Menschen im Land Bremen und umzu dem Radio Bremen Gesetz entsprechend zu informieren, Plattform für Dialog zu bieten, Kultur- und Bildungsangebote sowie qualitative Unterhaltungsangebote für eine demokratische Gesellschaft vielfältig anzubieten. Als Teil der ARD liefert Radio Bremen zudem zahlreiche Programme für die linearen und nonlinearen Gemeinschaftsangebote aus Bremen und erreicht damit ein breites Publikum. Gerade 2020 kam diesem Auftrag aufgrund der Corona Pandemie eine besondere Bedeutung zu. Ein kurzer Überblick zur Berichterstattung im Pandemie Jahr 2020 steht am Ende dieses Kapitels. Zuvor gibt der Publikumsbericht einen Überblick über die Akzeptanz der unterschiedlichen Audio- und Videoangebote Radio Bremens. Zudem werden die wichtigsten Auszeichnungen in den Tätigkeitsbereichen Fernsehen, Hörfunk und Online aufgeführt. Zum Ende der Ausführungen wird noch einmal gesondert auf die Berichterstattung zur Corona-Pandemie hingewiesen.
1.1.
Zweimal täglich setzt das Informationsmagazin buten un binnen seine Zuschauerinnen und Zuschauer über die wichtigsten Ereignisse aus dem Bundesland Bremen und dem Bremer Umland ins Bild. Der Marktanteil der Kompakt-Ausgabe „buten un binnen um 6“ (mit Sportblitz und Wetter) lag im Jahr 2020 in Bremen bei durchschnittlich 11,8% (Ø 18 000 Zuschauerinnen und Zuschauer). Die Hauptausgabe von buten un binnen um 19.30 Uhr erreichte in Bremen einen durchschnittlichen täglichen Marktanteil von 40,2% (Ø 87 000 Zuschauerinnen und Zuschauer). Im Vergleich aller deutschen Landesprogramme belegt buten un binnen damit den ersten Platz.
„3nach9“, die von Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo moderierte dienstälteste Talkshow im deutschen Fernsehen, erreichte im Jahr 2020 durchschnittlich 404 000 Zuschauerinnen und Zuschauer und einen Marktanteil von 10,4% in Norddeutschland.
Zur Stärkung der regionalen Berichterstattung wurde in den Tagesthemen die Rubrik „mittendrin“ etabliert, auch Bremer Themen finden so seit Herbst 2020 verstärkt Eingang in die nationalen Hauptnachrichten. Inklusive der Ausgaben von tagesthemen extra sehen im Durchschnitt 2,518 Millionen Zuschauer bundesweit von Montag bis Sonntag die Spätnachrichten (11,3% Marktanteil).
Das Sketch-Comedy-Format „Kroymann“ von Radio Bremen, SWR, NDR und WDR hat auch im Jahr 2020 einen Deutschen Fernsehpreis gewonnen. Der Preis in der Kategorie „Beste/r Autor/in Unterhaltung“ geht an die Schauspielerin, Musikerin und Satirikerin Maren Kroymann und den Head Autor Sebastian Colley. Darüber hinaus ist Maren Kroymann mit dem Bayerischen Kabarettpreis 2020 ausgezeichnet worden.
Radio Bremen wurde mit zwei jungen Reportageformaten für den 56. Grimme-Preis 2020 nominiert: „Y-Kollektiv: Der Rap Hack: Kauf Dich in die Charts! Wie Klickzahlen manipuliert werden“ von Ilhan Coskun durften in der Kategorie Kinder & Jugend auf eine Auszeichnung hoffen und „Rabiat: Deutschland den Deutschen?“ von Gülseren Ölcüm in der Kategorie Info & Kultur. In beiden Reportageformaten „Y-Kollektiv“ und „Rabiat“ gibt Radio Bremen jungen Reporterinnen und Reportern die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen. Das Web-Reportageformat „Y-Kollektiv“ ist 2016 in der Digitalen Garage von Radio Bremen erdacht und für funk, das Contentnetzwerk von ARD und ZDF, gemacht. Es war Ideengeber für die TV-Reportagereihe „Rabiat“, die 2018 erstmalig im Ersten zu sehen war.
1.2.
Die beiden Populärwellen Radio Bremens, Bremen Eins und Bremen Vier, sind die führenden Hörfunkprogramme im Bundesland Bremen: Ihre werktägliche Tagesreichweite beträgt 20,0% (Bremen Eins) und 16,8% (Bremen Vier) im Jahr 2020. Das Programm von Bremen Zwei wurde werktäglich von 6,1% der Bremerinnen und Bremer gehört. Bremen NEXT, das im August 2016 gestartete crossmediale Programm von Radio Bremen für die junge Zielgruppe, erreicht im Bundesland über UKW eine Tagesreichweite von 5,0%. In der Gesamtheit verzeichnen die Hörfunkangebote von Radio Bremen einen Marktanteil von 47,0% in Bremen. In Bremen erreichen sie insgesamt werktäglich 239 000 Personen, bundesweit sind es 692 000.
Ulrike Petzold wurde für das Bremen Zwei-Radiofeature „Commandante Rodolfo – der Partisan aus Bremen“ mit dem DRK-Medienpreis 2020 in der Kategorie Hörfunk ausgezeichnet. Radio Bremen-Autorin Ulrike Petzold begibt sich auf eine eindrucksvolle Spurensuche von Rudolf Jacobs.
Der Radio Bremen-Journalist Marcel Heberlein ist mit dem Kurt-Magnus-Preis 2020 ausgezeichnet worden. Er erhielt den zweiten Preis im ARD-Wettbewerb für junge Radiotalente, die mit Originalität, Kreativität, Fantasie, dem jeweils eigenen Zugang und innovativen Umgang mit dem Medium überzeugen. Der zweite Preis ist in diesem Jahr mit 5 000 € dotiert.
Bremen Zwei-Autor und -Redakteur Nikolas Golsch hat es in die „Top 30 bis 30“ des „medium magazins“ geschafft. Aus rund 300 Nominierungen hat das Branchenblatt seine jährliche Auswahl an „jungen, kreativen, engagierten Nachwuchstalenten“ getroffen. Nikolas Golsch hat es mit seinen Beiträgen für den Bremen Zwei-Schwerpunkt „Ausverkauf der Meere: Das globale Geschäft der Fischindustrie“ unter die Finalistinnen und Finalisten geschafft. Damit lobt das „medium magazin“ seine hervorragend recherchierten und produzierten Reportagen.
1.3.
Im Jahr 2020 wurde das Radio Bremen-Webangebot rund 51 Millionen Mal besucht – dies entspricht einem Tagesschnitt von etwa 141 000 Visits1. 93 Prozent dieser Besuche entfallen auf butenunbinnen.de.
Im November 2020 zeigte Radio Bremen mit der Mockumentary „How to Tatort“ zum ersten Mal eine speziell für die ARD Mediathek produzierte Tatort Serie. Im Stil einer fiktionalen Dokumentation begleitet die sechsteilige Serie Jasna Fritzi Bauer, Luise Wolfram und Dar Salim bei den fiktiven Vorbereitungen auf ihre Rollen als neues Bremer Tatort-Team - mit reichlich satirischer Überspitzung und ganz viel Selbstironie.
Zu sehen ist „How to Tatort“ mit 6-mal zirka 10 Minuten seit dem 20. November exklusiv in der ARD Mediathek. Die sechs Folgen von „How to Tatort“ wurden bis Ende des Jahres 2020 insgesamt etwa 460 000-mal angesehen.
Im Juli startete Bremen Zwei den Krimipodcast „Kein Mucks!“ mit Radio Bremen-Krimihörspielen aus 75 Jahren. Mit Expertise, Begeisterung und Humor präsentierte und kommentierte der Hörspiel-Liebhaber Bastian Pastewka insgesamt 29 Folgen und stellt Hörspielschätze aus dem Radio Bremen-Archiv erstmals nach langer Zeit wieder vor. Mit mehr als 1,2 Millionen Wiedergaben gehörte „Kein Mucks!“ im Jahr 2020 zu den erfolgreichsten Sendereihen in der ARD Audiothek.
Zum 75. Geburtstag von Radio Bremen hat Moderator Jens-Uwe Krause („JUK“) im Bremen Zwei-Podcast „Früher war mehr Lametta!?“ mit sieben Promis über ihre Zeit bei Radio Bremen gesprochen und mit ihnen hinter die Kulissen geblickt – frei nach dem legendären TV-Zitat „Früher war mehr Lametta“ von Loriot. Die Folgen wurden im Jahr 2020 46 000-mal wiedergegeben.
1.4.
Die Berichterstattung im Jahr 2020 war besonders durch die Corona-Pandemie geprägt. Im Zuge dieser Ausnahmesituation hat Radio Bremen eine große Vielfalt an Programmaktionen angeboten, um die Menschen im Sendegebiet mit Informationen und Hintergründen rund um Corona zu versorgen, zugleich aber auch Plattform für Austausch und kritische Fragen zu bieten. Im Fernsehen informierte Radio Bremen in der Regionalsendung buten un binnen täglich über die aktuellen Infektionszahlen und Entwicklungen. Mit „Coronavirus Kompakt“ gab es eine 90-sekündige Zusammenfassung der Corona-Lage am Ende der 19.30 Uhr-Sendung.
Auch der Sportblitz informierte über die Folgen der Corona-Krise (z.B. Video-Tagebücher mit bekannten Athleten aus der Region). Trotz der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen, ist keine Folge der Talkshow 3nach9 ausgefallen. Besonders hervorzuheben sind die Sendungen vom 31. März und 17. April, die per Videoschalte aus dem Home-Office aufgezeichnet worden sind.
Die Hörfunkwellen hatten neben der Berichterstattung über die Corona-Pandemie, zusätzliche Aktionen im Programm. Hierzu gehörte beispielsweise die „Bremen Eins Party“, die in diesem Jahr nicht auf der „Oceana“ stattfinden konnte, sondern stattdessen im Radio übertragen wurde. Bei Bremen Vier lief täglich eine Radioversion des NDR-Podcasts mit dem Virologen Christian Drosten und auch Zebra Vier widmete sich in einer Folge der Sicht der Kinder auf die Corona-Pandemie. COSMO produziert Corona-News in 6 verschiedenen Sprachen als Angebot für Menschen mit migrantischen Wurzeln. Bremen Zwei bereitete Freizeit-Tipps in Zeiten von Corona auf und Bremen NEXT bot Frage und Antwort- und Call-In-Formate für die Community an.
Online konnten sich die Nutzerinnen und Nutzer auf butenunbinnen.de in einem Live-Ticker oder in Hintergrundberichten und Videos über Corona informieren. Außerdem wurden die aktuellen Infektionszahlen und Inzidenzwerte aufbereitet und dargestellt. Darüber hinaus wurden Livestreams der Pressekonferenzen des Senats zur Verfügung gestellt. Auch in den sozialen Medien wurde die Corona-Krise begleitet und ein aktiver Austausch mit den Nutzerinnen und Nutzern gesucht.
Unter dem Label #coronageschichten wurde das Publikum auf allen Kanälen dazu aufgerufen, Erlebnisse, Beobachtungen und Wahrnehmungen rund um das Leben in Zeiten von Corona einzusenden. Diese Geschichten wurden crossmedial aufbereitet und im Fernsehen, TV und Online veröffentlicht. Hierdurch konnte nicht nur die Lebenswirklichkeit der Bremerinnen und Bremer abgebildet, sondern auch nachhaltig Material für spätere Rückbetrachtungen gesammelt werden.
Auch die Meinungsmelder widmeten sich in unterschiedlichen Befragungen der Corona-Krise. Im Fokus standen beispielswese Themen wie der Lockdown, die Impflicht, Urlaub in Corona-Zeiten, Schule und Corona, Lockerungen von Coronamaßnahmen und Geisterspiele in der Bundesliga. Die hohe Beteiligung und steigende Registrierung von Menschen als „Meinungsmelderinnen und Meinungsmeldern“ zeigten das Bedürfnis der Menschen sich gerade an Debatten rund um die Corona-Maßnahmen einzubringen.
Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde eine E-Mail-Adresse (fragen@radiobremen.de) für das Einsenden von Publikumsfragen eingerichtet. Die Einsendungen wurden von Radio Bremen sortiert und gebündelt und die Fragen im Anschluss vom Bremer Gesundheitsressort beantwortet.
Ein besonderer Fokus lag im Corona-Jahr 2020 auch auf der (regionalen) Unterstützung der Kunst- und Kulturszene: Radio Bremen berichtete darüber, produzierte und förderte Kultur mit zahlreichen Aktivitäten. Mit eigenen und neuen Projekten setzten sich die Radio Bremen-Programme für die Kulturschaffenden in der Region ein. So stellen Kulturschaffende sich und ihre Antworten auf die Krise in den Publikumsbeiträgen #coronageschichten bei butenunbinnen.de vor. Bremen Eins spielte das rührende „Lied für Oma“ von Malte Hoyer im Radio. Bremen Vier streamte private Wohnzimmer-Konzerte mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern wie Michel Ryeson, Lenna, Lena Wischhusen auf Facebook und Instagram. Bremen Zwei verloste Kulturgutscheine für Kulturinstitutionen in Bremen und Bremerhaven und umzu. Bremen NEXT spielte am 1. Mai in Zusammenarbeit mit allen jungen ARD-Wellen junge Künstlerinnen und Künstler aus der Region. Außerdem unterstützen die Radio Bremen-Angebote mit Tipps und Hinweisen die kreativen Antworten auf den Corona-bedingten Lockdown der bisher bekannten Kulturformate. bremeneins.de lieferte beispielsweise einen Überblick über die Förderplattformen für Kulturschaffende.
1.5.
Die Bremedia Produktion GmbH ist ein im Norden Deutschlands verankertes Produktionsunternehmen und vereint als 100%ige Tochter von Radio Bremen alle relevanten Leistungen für Film und Fernsehen, Hörfunk und Audioproduktion und Online unter einem Dach. Seit August 2020 verantwortet die Bremedia Produktion GmbH aufgrund der Verschmelzung der Radio Bremen Media zudem das Werbegeschäft, welches in einem separaten Geschäftsbereich geführt wird. Neben dem Geschäftsbereich Werbung wurde aus der Radio Bremen Media GmbH auch das Vermietungsgeschäft übernommen und in die bestehende Struktur der Bremedia Produktion GmbH integriert.
Der Werbemarkt für Medien korreliert mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Die Wirtschaftsleistung ist nach einer Zunahme des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,6 % im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr im Jahr 2020 um 4,9 % gegenüber dem Jahr 2019 zurückgegangen. Die deutsche Wirtschaft ist somit nach einer zehnjährigen Wachstumsphase im Jahr 2020 bedingt durch die Corona-Pandemie in eine Rezession geraten.
Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung des deutschen Werbemarktes im Jahr 2020 ebenfalls maßgeblich beeinflusst. Die Brutto-Werbeaufwendungen laut Nielsen lagen bei 34,3 Milliarden EUR und damit -1,59 Milliarden EUR (-4,4 %) unter dem Vorjahr. Der Rückgang des Umsatzes im Fernsehwerbemarkt lag bei -1,8%. Der Radiowerbemarkt verzeichnete im Jahr 2020 einen Umsatzrückgang von -4,3 %.
Die Vermarktung der Fernsehwerbung für die ARD/Das Erste erfolgt zentral über die ARD-Werbung / AS&S in Frankfurt. Eine regionale TV-Vermarktung durch die Bremedia Produktion GmbH findet nicht statt.
Die Vermarktung der Werbezeiten im Hörfunk setzt sich aus drei Säulen zusammen:
-
Die regionale Vermarktung über die ndrb sales & services GmbH
-
Die nationale Einzelvermarktung über die ASS-Radio GmbH (Frankfurt)
-
Die nationale Vermarktung von Werbekombinationen verschiedener durch die ASS-Radio vermarkteter Sender, gebündelt nach Regionen und Zielgruppen über die ASS-Radio GmbH.
Radio Bremen ist an diesen Umsätzen entsprechend den Reichweiten der werbetragenden Programme Bremen Eins und Bremen Vier beteiligt. Die Reichweiten, gemessen in Hörerinnen und Hörer pro Stunde, sind sowohl die Grundlage für die Verteilung der Umsätze aus der nationalen Vermarktung (Einzel- und Kombivermarktung) über die AS&S-Radio GmbH als auch Basis für die Preisbildung und Vermarktung im regionalen Bereich.
Neben dem neuen Werbegeschäft produziert und betreut die Bremedia Produktion GmbH hauptsächlich die Fernseh- und Hörfunksendungen sowie den Onlineauftritt von Radio Bremen und ist für Radio Bremen sowohl Produzent als auch Dienstleister.
Des Weiteren konzipiert und realisiert das Unternehmen TV-Dokumentationen und Reportagen und produziert für Das Erste, das ZDF, den NDR, den deutsch-französischen Kultursender ARTE und den Kinderkanal KiKA. Außerdem entwickelt die Bremedia Produktion GmbH für funk, das junge Angebot von ARD und ZDF, sowie weitere öffentlich-rechtliche Onlineangebote.
Der Bremer „Tatort“, verschiedene Weihnachtsmärchen für die ARD sowie die älteste Talkshow des deutschen Fernsehens „3nach9“ werden von der Bremedia Produktion GmbH produziert.
Der Bereich Online vervollständigt das crossmediales Angebot. Von der Konzeption und Entwicklung von Internetseiten bis hin zum täglichen Support und der Neuentwicklung von Features wird die gesamte Bandbreite abgedeckt. Weiterhin entwickelt und bedient der Bereich sowohl Schnittstellen zu internen Hörfunk- und Fernsehsystemen sowie zu externen Systemen zur Aussteuerung von Content der Kunden im öffentlichen Raum (sogenannte Digital Signage).
Darüber hinaus besteht eine Beauftragung von Radio Bremen für den technischen Support der gesamten Medientechnik und weiteren Services (Fernsehen, Hörfunk, Online, IT). In diesem Rahmen wird für alle Mediengattungen First-Level-Support in Form eines User-Help-Desks sowie ein Second-Level-Support für einen höherqualifizierten Support dieser Dienstleistungen und einer Weiterentwicklung der technischen Systeme zur Verfügung gestellt.
Überdies erbringt die Bremedia Produktion GmbH in der Sparte Service für Radio Bremen weitere Dienstleistungen im Bereich Gebäudeservice, Einkauf, Rechnungswesen und Personal.
Der Ausbau des Drittgeschäfts (das heißt Rechtsgeschäfte, die nicht über Radio Bremen und die ARD abgeschlossen werden) ist neben den Leistungen für Radio Bremen ein Ziel der Bremedia Produktion GmbH. Dies ist zum Beispiel im Bereich Betrieb mit dem Geschäftsfeld Drohne gelungen: Die Bremedia Produktion GmbH betreibt neben fiktionalen Produktionen auch einen Drohnenverleih und bietet Schulungen sowie Vermessungs- und Inspektionsflüge an.
1.6.
Im Jahr 2020 hat der Konzern Radio Bremen 2,731 Millionen € (Vorjahr 4,510 Millionen €) in immaterielle Vermögensgegenstände sowie in das Sachanlagevermögen investiert. Die Ausgaben für Investitionen lagen damit um 1,458 Millionen € unterhalb der Planung.
Die Unterschreitung des Planansatzes bei Investitionen ist in erster Linie auf zeitliche Verschiebungen in Bau auf Investitionen und auf Neupriorisierungen aufgrund der Corona-Pandemie zurückzuführen.
Das Großprojekt „Online Relaunch“ wurde in 2020 fortgesetzt und mit der Weiterentwicklung des Redaktionssystems „Open Media“ begonnen (siehe Abschnitt Projekte), so dass ein Schwerpunkt der Investitionen erneut in den Informationssystemen lag.
2.
2.1.
2020 endete für die Rundfunkanstalten die Beitragsperiode 2017 - 2020. Für die neue Beitragsperiode 2021 - 2024 hat die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) am 20. Februar 2020 ihren 22. Bericht veröffentlicht. Der darin anerkannte Finanzbedarf für ARD, ZDF und Deutschlandradio führt zu einer Beitragsempfehlung von 18,36 € – einer Anhebung des Beitrags von monatlich 86 Cent. Zum Zeitpunkt der Berichterstellung im Juni 2021 ist die Anhebung des Rundfunkbeitrages noch nicht erfolgt, da Ende Dezember 2020 der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt den 1. Medienänderungsstaatsvertrag (1. MÄStV) aus der Abstimmung im Landtag zurückgezogen hat. Von der ausgebliebenen Beitragsanpassung sind Radio Bremen und der Saarländische Rundfunk (SR) zweifach betroffen: Erstens werden die von der KEF objektiv errechneten Bedarfe nicht gedeckt. Zweitens werden die Anpassung des ARD-internen Finanzausgleich, der im selben Staatsvertrag wie die Beitragserhöhung vereinbart wurde, nicht umgesetzt. Das heißt, zusätzliche Mittel, die nach den Berechnungen der KEF und dem Willen der Länder aus der ARD zu Radio Bremen und dem Saarland fließen würden, sind aktuell gestoppt.
2.2.
Der ARD-Finanzausgleich ist nötig, um einen strukturellen Fehler der Beitragsfestsetzung durch die KEF zu korrigieren: Die Ermittlung des anerkannten Finanzbedarfs durch die KEF basiert auf der Aggregation der Einzelanmeldung der Rundfunkanstalten der ARD. Die individuellen Anmeldungen der Rundfunkanstalten und der daraus resultierende individuelle Finanzbedarf gehen also in der Gesamtanmeldung der ARD auf, auf dieser Grundlage wird die bundesweit einheitliche Höhe der Rundfunkbeiträge festgesetzt.
Allerdings erhält jede Rundfunkanstalt nur die Rundfunkbeiträge, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern ihres Sendegebiets eingezahlt werden. Eine Rundfunkanstalt mit einem (im Vergleich zum Durchschnitt der anderen Anstalten) kleineren Sendegebiet erhält damit weniger Mittel, als ihr von der KEF als Bedarf anerkannt worden sind. Somit kommt es zu einer strukturellen Unterfinanzierung der kleineren Anstalten, obwohl die Gesamtbeitragseinnahmen der ARD in der Summe die anerkannten Bedarfe aller ARD-Rundfunkanstalten decken. Der ARD-Finanzausgleich soll dieser Fehlverteilung entgegenwirken. Nach den Berechnungen der KEF hätte der bestehende Finanzausgleich nicht dauerhaft ausgereicht, um eine hinreichende Finanzierung Radio Bremens und des SR zu gewährleisten.
Nachdem die KEF im Kapitel Finanzausgleich auf die Möglichkeit der Anpassung des Finanzausgleiches durch die Länder hingewiesen hatte, folgten intensive Gespräche zwischen den neun Landesrundfunkanstalten. Auf ihrer Sitzung am 11./12. Februar 2020 einigten sich die Intendantinnen und Intendanten schließlich auf einen höheren Finanzausgleich, um die Finanzierung von Radio Bremen und dem SR auch über 2020 hinaus zu sichern. Nach diesem Vorschlag sollte der Finanzausgleich zugunsten von Radio Bremen und dem SR durch die Anhebung der Finanzausgleichsmasse von 1,6% auf zunächst 1,7% erhöht werden. Ab 2023 war geplant, dass der Finanzausgleich noch einmal auf 1,8% erhöht würde.
Die Landesregierungen haben diesen ARD-Vorschlag in den Entwurf des 1. MÄStV aufgenommen, der auch die Erhöhung des Rundfunkbeitrags regelt. Voraussetzung der Anpassung war damit, dass alle Landtage dem Staatsvertrag zustimmen.
2.3.
Der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt hat den von ihm unterzeichneten Entwurf des Zustimmungsgesetzes wegen der absehbar fehlenden Mehrheit im Parlament nach Kabinettsbefassung am 8. Dezember 2020 zurückgenommen. Die gesetzliche Folge ergibt sich aus Artikel 2 Absatz 2 des Staatsvertrags: Demnach treten die Bestimmungen des 1. MÄStV nur in Kraft, wenn er bis zum 31. Dezember 2020 von allen Ländern ratifiziert worden ist. Anderenfalls wird er gegenstandslos.
2.4.
Die Rundfunkanstalten haben unverzüglich nach der Entscheidung der sachsen-anhaltinischen Landesregierung das BVerfG mit dem Ziel angerufen, dass das Gericht den Bestimmungen des 1. MÄStV zur Rechtswirksamkeit verhilft. Mit Beschluss vom 22. Dezember hat das Gericht zwar die Anträge der Rundfunkanstalten auf Erlass einer einstweiligen Anordnung abgelehnt. Das Hauptsacheverfahren ist zum Zeitpunkt der Berichterstellung aber noch offen. Eine Entscheidung wird im Laufe des Jahres 2021 erwartet. Mit dem vorläufigen Scheitern des Staatsvertrags steht Radio Bremen seit Beginn des Jahres 2021 nicht mehr der Finanzbedarf zur Verfügung, den die KEF ermittelt hat und der zur Erfüllung des gesetzlichen Auftrags anerkanntermaßen notwendig wäre. Die wichtigste programmliche Aufgabe ist und bleibt dennoch eine vielfältige regionale Berichterstattung. Radio Bremen versucht deshalb, Einsparungen im Programm so lange wie möglich zu vermeiden. Nach Bekanntwerden der Entscheidung in Sachsen-Anhalt hat Radio Bremen Investitionsprojekte, die für 2021 geplant waren, erst einmal gestoppt und zusätzliche Sparmaßnahmen, wie zum Beispiel die Sperrung von Reise- und Bewirtungskosten beschlossen.
2.5.
Als Zeichen der Solidarität innerhalb der ARD mit den Anstalten Radio Bremen und dem SR haben die Intendantinnen und Intendanten auf einer Sondersitzung am 10. Februar 2021 beschlossen, für eine Übergangszeit von maximal drei Jahren die Finanzausgleichsmasse „vorab“ auf 1,7% anzuheben – bezogen auf den weiterhin geltenden Beitragssatz von 17,50 €. Somit ist die Liquidität von Radio Bremen mindestens für das Geschäftsjahr 2021 gesichert. Fest steht aber auch: je länger es braucht, um die vorgesehene Finanzierung sicherzustellen, desto mehr muss Radio Bremen an weitere Sparmaßnahmen denken.
2.6.
Seit Mitte März 2020 führt das Corona-Virus zu erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Bundesland Bremen, in Deutschland und in ganz Europa. Für Radio Bremen als Arbeitgeber hat in der Corona-Krise die Sicherheit der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oberste Priorität. Gleichzeit steht der Schutz vor dem Virus im Spannungsfeld mit der systemrelevanten Aufgabe, gerade jetzt den Sendebetrieb zu gewährleisten. Die Corona-Pandemie gehört zu den wesentlichen Vorgängen im Geschäftsjahr 2020, weil sie zum einen die Berichterstattung des Senders geprägt, zum anderen aber auch negative finanzielle Auswirkungen auf den Sender hat (siehe Finanzergebnis).
Mehrkosten für zusätzliche Schutz- und Hygienemaßnahmen und Mindereinnahmen aus der Werbung, da viele wichtige Sportereignisse coronabedingt verschoben werden mussten und sich die gesamtwirtschaftliche Lage durch die zwei Lockdowns deutlich eingetrübt hat, sorgen für finanzielle Probleme. Die Corona-Pandemie dauerte im Juni 2021 weiter an, weshalb sich die genauen Auswirkungen der Krise auf Radio Bremen noch nicht abschließend benennen lassen – die Schätzungen belaufen sich derzeit auf Mehrkosten von rund 500 000 € im laufenden Jahr.
Insofern ergibt sich die paradoxe Situation, dass durch die Corona-Pandemie das Interesse des Publikums an der regionalen Berichterstattung gewachsen ist und Radio Bremen seine Bedeutung für die Gesellschaft unterstreichen konnte, die finanzielle Situation die Auftragserfüllung erschwert. Zugleich gilt es, Investitionen in zukunftsfähiges Arbeiten, mehr Digitalisierung vorzunehmen.
2.7.
Die Corona-Pandemie und die nicht erfolgte Beitragserhöhung haben auch finanzielle Auswirkungen auf die Anmeldung des Finanzbedarfs der ARD-Anstalten zum 23. KEF-Bericht. Die Anmeldung der ARD-Anstalten ist der KEF Ende April 2021 übermittelt worden. Beim 23. KEF-Bericht handelt es sich um einen nicht beitragsrelevanten Bericht.
2.8.
Noch vor den oben geschilderten Entwicklungen zum 1. MÄStV konnte im November 2020 der Medienstaatsvertrag in Kraft treten, nachdem ihm alle 16 Bundesländer zugestimmt hatten. Der Medienstaatsvertrag löst den seit 1991 geltenden Rundfunkstaatsvertrag (RStV) ab. Aus dem Vertrag ergeben sich zahlreiche Änderungen und neue Pflichten, insbesondere für neue Medienanbieter, Plattformbetreiber und Medienintermediäre, z.B. Google und Facebook. Die Regelungen sind ein klares Statement der Politik, auch im Zeitalter der Plattformökonomie für Vielfalt zu sorgen.
Für Radio Bremen ist bedeutsam, dass die digitalen Ausspielwege erstmalig als ein dem klassischen Rundfunk gleichrangiger Regelungsbereich behandelt werden. Bisher waren die privaten Plattformanbieter und Intermediäre staatsvertraglich noch gar nicht reguliert. Dass auch sie nun klaren Vorgaben unterworfen sind, ist für Radio Bremen von Interesse, da sie als Mittler zum Publikum den Zugang zu den inhaltlichen Angeboten der Rundfunkanbieter entscheidend beeinflussen. Die neuen Bestimmungen stellen unter anderem klar, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter für die Bevölkerung von hoher Bedeutung sind und z.B. auf Smart-TVs in leicht auffindbarer Weise angeboten werden müssen.
2.9.
Seit dem 31.Dezember 2018 hält Radio Bremen 100% an der Bremedia Produktion GmbH (zuvor: 51%). Mit dem Status als 100%ige Tochtergesellschaft und der daraus folgenden engeren Anbindung der Tochter an die Mutter Radio Bremen wurde bereits eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen beiden Unternehmen erreicht. Die Reorganisation der Unternehmensgruppe Radio Bremen wurde daher in 2020 weitergeführt.
Die Bremedia Produktion hat den Geschäftsbereich Service mit der Übernahme von 2,5 Vollzeitäquivalenten aus dem Bereich Personal, Honorare und Lizenzen zum 1. April 2020 weiter ausgebaut.
Die Verschmelzung der Radio Bremen Media GmbH mit der Bremedia Produktion GmbH erfolgte wirtschaftlich zum 1. Januar 2020. Bis zur Eintragung der Verschmelzung im August 2020 ins Handelsregister wurden die Geschäfte der Radio Bremen Media GmbH formal weitergeführt. Nach dieser Überbrückungsphase wurden die Geschäftsvorfälle wirtschaftlich der Bremedia Produktion GmbH rückwirkend zugerechnet.
2.10.
Arbeit in agil oder „klassisch“ gesteuerten Vorhaben wird immer mehr zum selbstverständlichen Bestandteil von Veränderungsprojekten, auch jenseits des Regelbetriebs. In dynamischen Teams „auf Zeit“ kommen Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen und Bereiche zusammen, um über „Silo-Grenzen“ hinaus zu denken, zusammen zu arbeiten und im sogenannten „magischen Dreieck“ des Projektmanagements - Qualität, Zeit und Kosten - bestmögliche Lösungen zu finden und umzusetzen.
Für digitale Zusammenarbeit sowie kreativen und interdisziplinären Austausch mussten 2020 in besonderem Maße neue Remote-Formate und - Arbeitsmöglichkeiten gefunden werden: Die Hygienemaßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie haben die Nachfrage nach sicheren mobilen Zugängen und geschützten digitalen Workflows explodieren lassen. Innerhalb von Tagen musste Hard- und Software für digitale Arbeit, Videokonferenzen und mobile Produktionstechnik etabliert und ausgebaut werden – nur so konnten die Arbeitsmöglichkeiten in der Recherche und Medienproduktion sowie in der Verwaltung von Radio Bremen unter Pandemie-Bedingungen aufrechterhalten werden. Auch Szenarien für mobile Live-Nachrichten und - Sendungen wurden skizziert und erprobt, um auch für den Fall einer Verschärfung der Kontaktbeschränkungen gerüstet zu sein.
Ressourcen für die ursprünglich geplanten und erforderlichen Veränderungsprojekte wurden neu priorisiert und in der Folge größtenteils reduziert oder zeitlich gestreckt, um den Sendebetrieb in der gewohnten Weise aufrechterhalten zu können und die stark ansteigende Publikumsnachfrage nach aktuellen regionalen Informationen aus Bremen und Bremerhaven befriedigen zu können.
Ein Schwerpunkt der Projektarbeit 2020 war die Weiterentwicklung des Redaktionssystems „Open Media“. Nach der erfolgreichen Integration des Systems für die komplette TV-Produktion (von der Planung über die Erstellung und Produktion bis zur Ausstrahlung) im Zuge des Großprojekts „Erneuerung TV-Komplex“ steht nun die Weiterentwicklung für die Bereiche Online und Hörfunk im Fokus. Ziel ist es, das crossmediale Arbeiten aller Bereiche zu unterstützen und zu optimieren. Dabei sollen neben zentralen Planungsplätzen sukzessive weitere Hörfunk-Bereiche an das System angeschlossen werden. Dafür wurden unter intensiver Beteiligung der künftigen Nutzerinnen und Nutzer in den Redaktionen 2020 die Voraussetzungen geschaffen.
Im Großprojekt „Online-Relaunch“ wurde 2020 weiter intensiv an der Optimierung der Online- und Social-Media-Auftritte der Hörfunk-Programme und weiterer Programm-Marken gearbeitet. Das Projektteam hat zeitgemäße Online-Auftritte der Wellen Bremen Vier und Bremen Zwei auf Basis der Erkenntnisse aus dem vorangegangenen Relaunch des Regionalportals „butenunbinnen.de“ geschaffen. Auch die Unternehmensseite „radiobremen.de“ wurde pünktlich zu den Aktivitäten rund um den 75. Geburtstag von Radio Bremen im November 2020 „runderneuert“. Vorbereitet wurde weiterhin die Weiterentwicklung der Online-Auftritte von Bremen Eins und Bremen NEXT, die 2021 umzusetzen sind. Damit ist ein Abschluss des Relaunch-Projektes absehbar; zugleich ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung der digitalen Angebote in einem sehr dynamischen technischen und gesellschaftlichen Umfeld sicherzustellen.
Ebenfalls fortgesetzt wurde 2020 das Projekt zum Umgang mit Metadaten bei Radio Bremen. Ziel ist eine einheitliche Metadatenarchitektur, die jedem Beitrag (Fernsehen, Hörfunk oder Online) von der Planung über die Produktion und Distribution bis zur Archivierung eine bestimmte, eindeutige Kodierung zuweist. Besondere Herausforderung ist dabei sowohl die Berücksichtigung von Auskunftsrechten von Urheberinnen und Urhebern als auch die Dynamik der Reorganisation auf ARD-Ebene, bei der parallel an den Schnittstellen der für die Zulieferung aus den Landesrundfunkanstalten gearbeitet wird – mit entsprechender Dynamik in Bezug auf die Anforderungen.
Unter der gemeinsamen Projekt-Leitung von Programm und Technik wurde 2020 mit baulichen Maßnahmen für den Umzug des Sendestudios in Bremerhaven begonnen. Ziel ist es, für die im Team Bremerhaven bewährte enge crossmediale Zusammenarbeit der Berichterstattung, die sich kontinuierlich weiterentwickelt, räumliche Möglichkeiten zu schaffen, die am derzeitigen Standort in der Bestandsimmobilie nicht realisierbar sind. 2020 wurden die Vorplanungen abgeschlossen und mit den erforderlichen Rohbaumaßnahmen am neuen Standort begonnen. Für die Anordnung der Arbeitsplätze und Multifunktionsbereiche hat die Projektgruppe dabei in die Zukunft gedacht: Umgesetzt wird ein modulares Raumkonzept, das sowohl Einzelarbeitsplätze als auch Platz fürs „Co-Working“, für Workshops, Fortbildungen und für Veranstaltungen mit Gästen ermöglicht. 2021 werden zunächst die Maßnahmen für die gebäudetechnische Infrastruktur umgesetzt, bevor es möglich ist, in dann „staubfreier“ Umgebung die Sendetechnik zu installieren.
Beinahe zum Regelgeschäft wird für Radio Bremen die intensive Mitarbeit in den Projekten der ARD-Strukturreform-Vorhaben. Insbesondere in den Projekten „(D)ein SAP“ (SAP-Prozessharmonisierung) und den ARD-Netzwerken für IT und Produktion wurden und werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Anspruch genommen und bringen ihre Ressourcen und Kompetenzen ein. Zugleich sorgen sie für Anpassungsmaßnahmen bei Radio Bremen und der Bremedia an die neuen ARD-Workflows oder bereiten diese vor. In den Netzwerken der ARD sind weiterhin die Projekte einer gemeinsamen Sendeabwicklung für mehrere Häuser in Nord-/Nordost-Deutschland zu nennen und der Beitritt von Radio Bremen zum ARD-weiten „Zentralen Service-Desk“ für die Bearbeitung von First-Level Support-Anfragen. Dieser Beitritt ist am 1. April 2021 erfolgt.
Vorbereitet wurde 2020 weiterhin eine Aktualisierung des vorherrschenden PC-Betriebssystems mitsamt Austausch aller Desktop-Rechner der Unternehmensfamilie.

B. Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

1.
Der Konzern schließt mit einem Konzernjahresergebnis von -7,797 Millionen € (Vorjahr -2,130 Millionen €). Das Eigenkapital reduzierte sich auf 5,936 Millionen €. Die Planung sah einen Jahresfehlbetrag in Höhe von -2,394 Millionen € vor.
Der Grund für den höheren Jahresfehlbetrag liegt hauptsächlich in gestiegenen Altersversorgungsaufwendungen und sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Diese und weitere wesentliche Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung werden im Folgenden dargestellt.
1.1.
Die Beitragseinnahmen sind 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 534 000 € auf 43,767 Millionen € gestiegen. Der positive Verlauf ist insbesondere auf geringere Befreiungen im privaten Bereich zurückzuführen. Effekte aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie schlagen sich in den Beitragserträgen des Jahres 2020 noch nicht nieder, da die Konjunkturprogramme des Bundes die Auswirkungen abgemildert haben.
Im Vergleich zur Planung fielen die Beitragseinnahmen um 1,258 Millionen € ebenfalls höher aus.
Nach den Vorgaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) standen die Beitragseinnahmen jedoch nicht vollständig zur Verfügung, da ab 2017 ein Betrag von jeweils 0,30 € eines jeden monatlichen Rundfunkbeitrags von 17,50 € der Beitragsrücklage II zugewiesen werden muss. Insgesamt waren dies 750 000 € in 2020.
1.2.
Die Umsatzerlöse beinhalten hauptsächlich die Erträge aus dem Werbezeitenverkauf sowie anderen Dienstleistungen an Dritte außerhalb des Konzerns und liegen insbesondere aufgrund geringerer Programmabgaben mit 16,14 Millionen € unterhalb des Vorjahres mit 19,43 Millionen €.
Unter Berücksichtigung der Bestandserhöhung von unfertigen Produktionen mit 1,622 Millionen € in 2020 (Vorjahr Bestandsminderung von 1,661 Millionen €) liegen die Umsatzerlöse inkl. Bestandsveränderungen knapp über dem Vorjahresniveau. Die Verschiebung zwischen Umsatzerlösen und Bestandveränderungen ist im Wesentlichen auf produktionsbedingte Schwankungen zurückzuführen.
1.3.
Mit dem Jahr 2017 wurde die staatsvertragliche Finanzausgleichsmasse des ARD-Nettobeitragsaufkommens von 1,0% auf 1,6% und der Anteil Radio Bremens daran von 46,24% auf 49,08% erhöht.
In den Jahren 2013 bis 2016 hat Radio Bremen – wie auch der Saarländische Rundfunk – Darlehen der anderen ARD-Anstalten erhalten. Für Radio Bremen beläuft sich diese Summe auf 18,475 Millionen €, die gleichmäßig in 2017 bis 2020 zurückzuzahlen war. Um die jährlichen Tilgungen leisten zu können, hat die KEF mit dem 20. Bericht beschlossen, dass die kleinen Rundfunkanstalten aus den Rundfunkbeiträgen den jährlich fälligen Betrag vorab zugewiesen bekommen. In 2020 belief sich dieser vorab zugewiesene Betrag auf 4,619 Millionen €, der ebenfalls in den Erträgen aus Finanzausgleich gebucht wurde.
Darüber hinaus waren auch aus den Erträgen aus Finanzausgleich Teile (757 000 €) in die Beitragsrücklage einzustellen.
Insgesamt liegen die Erträge aus dem Finanzausgleich und der Strukturhilfe mit 50,442 Millionen € oberhalb des Vorjahres (+ 323 000 €), da sich die geringeren Befreiungen im privaten Bereich hier ebenfalls niederschlagen (siehe oben).
1.4.
Die sonstigen betrieblichen Erträge liegen mit 6,533 Millionen € um 1,302 Millionen € unterhalb des Vorjahres und umfassen im Wesentlichen die Erträge aus dem Deckungskapital der Baden-Badener Pensionskasse bbp sowie sonstige Erträge aus dem Rundfunkbeitragsabschluss, währenddessen insbesondere die Erträge aus Deckungskapital der bbp und die Erträge aus dem Abgang von Finanzanlagen höher als im Vorjahr ausgefallen sind. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich hauptsächlich durch Erträge aus der Auflösung des Sonderpostens mit Rücklagenanteil, die im Vorjahr in Höhe von 2,972 Millionen € gebucht worden waren, währenddessen insbesondere die Erträge aus Deckungskapital der bbp und die Erträge aus dem Abgang von Finanzanlagen höher als im Vorjahr ausgefallen sind.
1.5.
Der Materialaufwand beträgt 2020 47,511 Millionen € und liegt damit um 1,105 Millionen € unterhalb des Vorjahres. Mit 44,289 Millionen € entfallen 93% der Materialaufwendungen auf die Aufwendungen für bezogene Leistungen, die sich wiederum auf Urheber-, Leistungs- und Herstellervergütungen, Anteil an Programmgemeinschaftsaufgaben und Produktionsbezogene Fremdleistungen aufteilen. In dieser Kategorie sind auch die Aufwendungen für die Honorare freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Aufwendungen für Gemeinschaftsprogramme und -einrichtungen enthalten. Letztere fallen in 2020 niedriger als im Vorjahr aus, da Sportgroßveranstaltungen – wie die Olympischen Spiele und die Fußball Europameisterschaft – aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben wurden.
1.6.
Der Personalaufwand besteht aus tariflichen Leistungen, den gesetzlichen Sozialaufwendungen und Aufwendungen für die Altersversorgung.
Im Durchschnitt des Jahres 2020 waren im Konzern 455 Stellen besetzt, während in der Planung 484 Planstellen vorgesehen waren. Dies entspricht einem Stellenbesetzungsgrad von 94,0%. (Vorjahr: 454 besetzte Stellen und 466 Planstellen). Der niedrige Stellenbesetzungsgrad ergibt sich zum einen aus nicht genutzten Restkapazitäten von Teilzeitraten und zum anderen aus tatsächlich nicht besetzten Stellen, die ab 2021 sukzessive besetzt werden sollen. Die Aufgaben, die auf den nicht besetzten Stellen anfallen, werden in der Regel von Honorarkräften übernommen.
Der aktuelle Gehaltstarifvertrag Radio Bremens hat eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2022. In diesem Zusammenhang ist eine lineare Tariferhöhung um 2,3% per 1. Oktober 2019 bzw. um 2,2% zum 1. Oktober 2020 erfolgt.
Der derzeitige Tarifvertrag der Bremedia Produktion GmbH hat eine Laufzeit von 36 Monaten und gilt bis zum 31. Juli 2022. Die Gehälter haben sich per 1. November 2019 demzufolge um 2,3% und zum 1. November 2020 um 2,2% erhöht.
Im Ergebnis lag der Personalaufwand ohne Altersversorgung mit 38,021 Millionen € um 1,64 Millionen € über dem Vorjahr.
Die Aufwendungen für die Altersversorgung überschritten mit 15,988 Millionen € den Vorjahreswert um 2,652 Millionen €. Die Gründe: Zum einen kam der 10-Jahresdurchschnittszinssatz von 2,30% zum Tragen, der gemäß § 253 Handelsgesetzbuch (HGB) von der Deutschen Bundesbank per 31. Dezember 2020 veröffentlicht wurde (Vorjahr 2,71%). Zum anderen wurden die Rentenfaktoren der Versorgungskassenzusage angepasst. Da im Ergebnis die anrechenbare Rente der Versorgungskasse sinkt, steigt die bei Radio Bremen zu bewertende Leistung und somit die zu bilanzierende Rückstellung.
1.7.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen in Höhe von 18,656 Millionen € überschreiten das Vorjahr um 2,983 Millionen € und umfassen im Wesentlichen übrige betriebliche Aufwendungen, nicht produktionsbezogene Fremdleistungen, Mieten und Aufwendungen für den Beitragseinzug. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich insbesondere aus höheren übrigen betrieblichen Aufwendungen, die zum einen auf höhere Beiträge an die Baden Badener Pensionskasse zurückzuführen sind. Zum anderen wurden höhere sonstige Aufwendungen des Finanzanlagevermögens gebucht, die handelsrechtlich den sonstigen betrieblichen Aufwendungen zuzuordnen sind.
1.8.
Das handelsrechtliche Finanzergebnis umfasst neben den Ertragspositionen auch die Zinsaufwendungen, die aus den Pensionsrückstellungen resultieren. Insgesamt ergibt sich daher ein negatives Ergebnis von – 200 000 € (Vorjahr – 1,48 Millionen €).
Die Höhe des bereinigten Finanzergebnisses, das lediglich die finanzbezogenen Erträge und Aufwendungen saldiert darstellt, spielt für Radio Bremen im Rahmen der Gesamtfinanzierung die entscheidende Rolle: Mit 1,614 Millionen € in 2020 konnte das Vorjahresergebnis von 2,14 Millionen € aufgrund der Entwicklung am Kapitalmarkt nicht erzielt werden.
2.
Das Vermögen des Konzerns beläuft sich zum 31. Dezember 2020 auf insgesamt 181,3 Millionen € und liegt mit 0,8 Millionen € über dem Wert zum Bilanzstichtag des Vorjahres.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Anlagevermögen um 1,0 Millionen € abgebaut. Innerhalb des Anlagevermögens zeigt sich jedoch ein differenziertes Bild: Während die Sachanlagen und die immateriellen Vermögensgegenstände auf Grund von geringen Reinvestitionen um 2,9 Millionen € gesunken sind, ist bei den Finanzanlagen ein Anstieg von 1,9 Millionen € zu verzeichnen. Die Finanzanlagen umfassen im Wesentlichen das Deckungsstockvermögen (alte und neue Altersversorgung).
Das Programmvermögen aus fertigen und unfertigen Produkten sowie aus geleisteten Anzahlungen ist um 1,4 Millionen € auf 5,5 Millionen € gestiegen, insbesondere durch höhere Anzahlungen.
Das Umlaufvermögen liegt mit 29,4 Millionen um 0,8 Millionen € unterhalb des Vorjahres, da insbesondere das zweckgebundene Sondervermögen der Rundfunkbeiträge um 2,6 Millionen € auf 4,5 Millionen € gesunken ist. Im Gegensatz dazu hat sich das Vorratsvermögen erhöht, da Anzahlungen auf unfertige Auftragsproduktionen bilanziert wurden.
Dem Sondervermögen wurde einerseits ein Betrag von 4,1 Millionen € entnommen und gleichzeitig ein Betrag von 1,5 Millionen € für die Beitragsrücklage II zugeführt, so dass sich insgesamt eine Reduzierung um 2,6 Millionen € ergibt. Die Entnahme in Höhe von 4,1 Millionen € betrifft mit 4,0 Millionen € die Beitragsrücklage I und mit 0,1 Millionen € die Beitragsrücklage II.
Insgesamt verfügte der Konzern zum 31. Dezember 2020 über eine Liquidität von 16,1 Millionen €, wovon 4,2 Millionen € dem Sondervermögen Beitragsmehrerträge zugeordnet sind.
Das Vermögen wird neben dem Eigenkapital durch Fremdkapital finanziert. Die Passivseite der Bilanz hat sich wie folgt entwickelt.
Das Eigenkapital wurde durch den Jahresfehlbetrag um 7,8 Millionen € auf 5,9 Millionen € reduziert.
Im Fremdkapital sind Pensionsrückstellungen mit 144,7 Millionen € und weitere Steuerrückstellungen sowie sonstige Rückstellungen mit insgesamt 13,3 Millionen € enthalten, die überwiegend Personalrückstellungen enthalten. Der Aufbau der sonstigen Rückstellungen um 1,8 Millionen € im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich im Wesentlichen aus höheren Personalrückstellungen und höheren Altersteilzeitrückstellungen.
Die mittel- und langfristigen Kreditverbindlichkeiten belaufen sich auf 5,8 Millionen €. Kurzfristige Kreditverbindlichkeiten bestehen aus dem planmäßigen Tilgungsanteil in Höhe von 1,2 Millionen € für die Tilgung des Darlehens im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Funkhauses sowie in Höhe von 0,5 Millionen € für die Tilgung des Investitionsdarlehens im Zusammenhang mit dem Projekt Erneuerung TV-Komplex. Darüber hinaus umfassten die sonstigen Verbindlichkeiten im Vorjahr noch 2,3 Millionen € aus der ARD-Liquiditätshilfe 2013/2014 und 2,4 Millionen € aus dem Darlehen, das Radio Bremen 2015 und 2016 im Rahmen des Finanzausgleichs von der ARD gewährt wurde. In 2020 wurden diese Darlehen wie geplant komplett getilgt, was im Wesentlichen die Veränderung gegenüber dem Vorjahr ausmacht.

C. Wesentliche Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung

1.
Die nicht erfolgte Beitragsanpassung hat zur Folge, dass die bedarfsgerechte Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seit Jahresbeginn 2021 nicht sichergestellt ist. Wie bereits in Abschnitt A (3. Wichtige Vorgänge des Geschäftsjahres) näher erläutert, ist Radio Bremen als kleine Anstalt, die neben den Mehreinnahmen aus einem gestiegenen Beitrag auch auf den ARD-Finanzausgleich angewiesen ist, finanziell besonders stark betroffen. Der vorgezogene ARD-Finanzausgleich und erste Sparmaßnahmen sichern für das Jahr 2021 die Liquidität des Senders.
Wie sich die finanzielle Situation der Anstalt weiterentwickelt, ist aber maßgeblich davon abhängig, wann und wie das angerufene BVerfG im Hauptsacheverfahren entscheidet. Das Risiko für Radio Bremen steigt, je länger die Beitragsempfehlung der KEF zur bedarfsgerechten Finanzierung nicht umgesetzt wird. Sollte sich abzeichnen, dass auch im Jahr 2022 nicht mit einer Beitragsanpassung zu rechnen ist, werden strukturelle Maßnahmen und programmliche Einschnitte unausweichlich sein, da keine Eigenmittel mehr zur Verfügung stehen werden, um die Mindereinnahmen zu kompensieren. Sollte darüber hinaus die Beitragserhöhung in der gesamten Beitragsperiode 2021 - 2024 nicht umgesetzt werden, fehlen Radio Bremen derzeit 24 Millionen €, womit die Existenz Radio Bremens gefährdet ist bzw. formaljuristisch die Gewährträgerhaftung des Landes Bremens nicht auszuschließen ist.
Wenngleich frühere Urteile (vgl. BVerfG, Urteil vom 18. Juli 2018) darauf hindeuten, dass die öffentlich-rechtlichen Sender mit der Klage Recht bekommen könnten, bleibt die Frage, wie dieses Recht umgesetzt werden soll. Die schwierigste Variante dafür wäre eine erneute Befassung aller Länderparlamente auf der Basis des eigentlich nicht beitragsrelevanten 23. KEF Berichts.
2.
Medienpolitisch wird die Debatte um die Beitragsanpassung zunehmend mit der eigentlich davon unabhängigen Diskussion um Auftrag und Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verknüpft. Die Sender befinden sich in der paradoxen Situation, dass die öffentlich-rechtlichen Medien in der Corona Pandemie die zentralen Anlaufstellen für Information, Bildungsinhalte und Unterhaltung sind und die Sender – auch Radio Bremen – viel Zustimmung für ihre Informationen, für das zusätzliche Engagement für Kunst und Kultur erfahren, sich aber gleichzeitig gegen Angriffe auf die Rundfunkfreiheit, auf die Wettbewerbsfähigkeit und auf ihre Existenz wehren müssen. Gleichzeitig nimmt auch der politische Prozess zur Diskussion um Auftrag und Struktur der öffentlich-rechtlichen Anstalten wieder Fahrt auf.
Bereits im Jahr 2016 hatten die Regierungen der Länder begonnen, über strukturelle Veränderungen im System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nachzudenken. Anlass waren die zunehmende Digitalisierung und Diversifizierung der Medienwelt, aber auch die Sorge über künftig steigende Rundfunkbeiträge und ihrer Folgen für die gesellschaftliche Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Durch diesen Anstoß intensivierte sich auch bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbietern die Diskussion über strukturelle Reformen. Als erstes Ergebnis präsentierte die ARD im Jahr 2017 ein mit ZDF und DLR abgestimmtes Konzept, das sich auf Verbesserungen in Organisationsstrukturen, Altersversorgung und Kooperationen konzentrierte. Für die ARD wurde u.a. eine intensivierte Kooperation der ARD-Anstalten z.B. im IT-Sektor und in der Sendeabwicklung angekündigt.
In Umsetzung dieses Konzepts ist im Jahr 2020 insbesondere das Projekt „(D)ein SAP“ weiter vorangetrieben worden, hier soll nach einer komplexen Planungsphase in Kürze die praktische Umsetzung beginnen. Zurzeit (Stand Juni 2021) sind von 20 Strukturprojekten der ARD sechs beendet worden, was einer Abschlussquote von 30% entspricht. Die KEF hat in ihrem Bericht die Strukturprojekte grundsätzlich begrüßt, sieht aber auch eine Verpflichtung der Anstalten, hiermit weitere Einsparpotenziale zu erschließen. Auch dieser Aspekt muss in der Diskussion berücksichtigt werden. Radio Bremen unterstützt den Reformprozess aktiv und prüft, wie es seine Stärken in neue Konzeptideen einbringen kann.
In den Ländern fokussierte sich die Debatte ab 2017 hingegen auf die Reform des Finanzierungssystems – konkret wurde überlegt, den Rundfunkbeitrag indexgesteuert regelmäßig an die Inflationsrate anzupassen (je nach Modell ohne oder in Kombination mit der Bedarfsermittlung durch die KEF). Nachdem aber die Länder hierzu auch im Jahr 2020 keine Einigung erzielen konnten, hat sich die Rundfunkkommission der Länder nun darauf verständigt, Reformvorschläge zu erarbeiten Zum Zeitpunkt der Berichterstellung haben die Länder erste Entwürfe vorgelegt, konnten aber noch keine Einigung erzielen. Wie genau die Flexibilisierung des Auftrages und der beauftragten Angebote aussehen soll, ist noch offen.
Parallel zu den aktuellen Aktivitäten der Landesregierungen hat sich auch in der ARD die Diskussion über die grundsätzliche zukünftige Aufstellung des Rundfunks in Deutschland wieder intensiviert. Im Laufe des Jahres 2021 wollen die Intendantinnen und Intendanten weitergehende Konzepte zum Thema Auftrag und Struktur der Rundfunkanstalten vorlegen. Mit dieser aktiven Positionierung will die ARD die Chance nutzen, den eigenen Auftrag zu schärfen und die Weichen für ein öffentlich-rechtliches Medienangebot zu stellen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung, die Rolle der Plattformen, die Zukunft der linearen Angebote und die Überlegung, wo im öffentlich-rechtlichen Rundfunk weitere Kooperationen möglich sind oder durch arbeitsteiliges Vorgehen Synergien erzielt werden können, sind nur einige der hier relevanten Aspekte.
3.
Bereits 2020 zeichnete sich ab, dass die Pandemie Radio Bremen auf unterschiedlichen Ebenen vor große Herausforderungen stellen wird: Wie bereits in Abschnitt A beschrieben, steht für den Sender der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neben der Erfüllung des Programmauftrages weiter an oberster Stelle. Für die damit verbundenen Schutz- und Hygienemaßnahmen ergeben sich finanzielle Mehrkosten, die den Haushalt der Anstalt zusätzlich belasten z.B. werden aktuell wöchentliche Schnelltest für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekauft. Unklar ist auch, wie sich die Corona-Pandemie auf die Werbeeinnahmen auswirken wird. Diverse werberelevante Sport Großereignisse mussten aufgrund von Corona 2020 abgesagt werden. Während zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 nahezu alle fiktionalen Produktionen gestoppt werden mussten, sind Ende 2020 viele Produktionen unter Einhaltung strikter Hygienekonzepte und entsprechender Zusatzkosten wieder angelaufen.
Gleichzeitig bietet die Corona-Pandemie für Radio Bremen und die acht weiteren ARD-Anstalten die Chance, die Bedeutung eines unabhängigen, auf journalistische Qualität bedachten, öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die breite Gesellschaft erlebbar zu machen, eine positive Entwicklung auch mit Blick auf die Beitragsakzeptanz. Dass die Menschen die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks speziell in dieser unsicheren Zeit schätzen, zeigt eine repräsentative Befragung des WDR: Im Herbst 2020 bewerten über 80% der Befragten die Corona-Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens als gut oder sogar sehr gut. Das gestiegene Interesse an gesicherten Informationen zeigt u.a. der am Anfang des Berichtes genannte große Erfolg des Regionalmagazins buten un binnen. Das Online-Angebot butenunbinnen.de konnte im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so viele Visits erzielen. Für 2021 ist mit der buten un binnen-App eine weitere Ergänzung der erfolgreichen Regionalmarke „buten un binnen“ geplant.
Auch die vier Hörfunkwellen von Radio Bremen und COSMO berichten seit Beginn der Krise ausführlich über Corona. Darüber hinaus bieten die Sender u.a. eigene Bildungsangebote für Kinder und Kultur- und Freizeitsendungen, die die aktuelle Lücke im gesellschaftlichen Leben schließen sollen.
4.
Ende 2019 hatten nach dem ZDF auch alle ARD-Anstalten den IRT-Gesellschaftsvertrag zum 31. Dezember 2020 gekündigt. Trotz intensiver Bemühungen war es nicht möglich, eine belastbare wirtschaftliche Zukunftsperspektive für das IRT zu finden. Aus diesem Grund wurde die Bestellung einer Liquidatorin bzw. eines Liquidators beschlossen und Fachleute aus der begleitenden Arbeitsrechtskanzlei beauftragt, mit den Tarifpartnern über einen Sozialplan zu verhandeln. Die Gesellschafterversammlung des IRT hat am 3. November 2020 einstimmig der Bildung einer IRT-Transfergesellschaft sowie einem Sozialplan zugestimmt. Die Gesamtkosten dieser Lösung liegen im unteren zweistelligen Millionenbereich für alle Gesellschafter. Sie sollen nach dem „IRT-Schlüssel Grundfinanzierung“ aufgeteilt werden, demzufolge trägt Radio Bremen 0,613%, dies bedeutet rund 140 000 €. Diese Summe bewegt sich innerhalb der mittelfristigen Finanzplanung der ohnehin für das IRT geplanten Mittel.
Aktuell wird im Kreis der ehemaligen Gesellschafter über den Fortgang der fachlichen Kernthemen, die bislang vom IRT betreut wurden und als unverzichtbar angesehen werden, beraten. Im Gespräch ist, sie in einem Netzwerk von Kompetenz-Centern („CC“) unter dem Dach der Produktions- und Technikkommission der ARD (PTKO) weiterzuführen. Radio Bremen hat im laufenden Prozess immer wieder deutlich gemacht, dass die Anstalt dazu bereit ist, sich an neuen Lösungen inhaltlich und finanziell zu beteiligen, sofern sich die Kosten weiterhin im Rahmen der ehemaligen Beteiligung am IRT bewegen.
Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen dem IRT und der Patent-Verwertungsfirma SISVEL gehen derweil vor den Landgerichten in Turin und Mannheim weiter. Vor dem Landgericht Turin ist Anfang Februar 2021 der Versuch von SISVEL gescheitert, einen Teil des IRT-Vermögens sicherstellen zu lassen.
Der Ausgang der Rechtsstreitigkeiten birgt zusätzliche finanzielle Risiken, die letztlich auch durch die Gesellschafter – also auch von Radio Bremen – getragen werden müssten. Der Ausgang der Verfahren ist im Juni 2021 weiter offen.
5.
Die anhaltende Niedrigzinsphase macht es den Pensionskassen zunehmend schwieriger, am Kapitalmarkt die notwendige Rendite zur Finanzierung der Verpflichtungen der Kasse bei einem noch vertretbaren Risiko zu erreichen. Davon betroffen ist auch die Baden Badener Pensionskasse (bbp), bei der u.a. Radio Bremen zu den Trägerunternehmen gehört. Bereits 2019 haben die Trägerunternehmen der bbp zwei wesentliche Unterstützungsmaßnahmen beschlossen (sukzessive Rechnungszinsabsenkung, Gewährung eines Gründungsstockdarlehens), die in 2020 insgesamt zu einem zusätzlichen Liquiditätsabfluss von insgesamt 389 000 € führten.
6.
Radio Bremen ist für die Bremedia Produktion GmbH größter und somit wichtigster Auftraggeber. Folglich ist der künftige Geschäftsverlauf eng mit der finanziellen Ausstattung des Hauptkunden verbunden.
Um dem Risiko eines langfristig abnehmenden Auftragsvolumens Radio Bremens entgegenzustehen, werden Maßnahmen zur Senkung der Produktionskosten ergriffen.
Weitreichende Chancen für Wachstum und Profitabilität bestehen langfristig in der Produktion für andere Rundfunkanstalten.
Zudem sind kommende Tatort-Produktionen aufgrund des Beschlusses der Intendantinnen und Intendanten der ARD im Rahmen des Finanzausgleiches mittelfristig finanziell gesichert.
7.
Die Ertrags- und Aufwandsrechnung sieht im Wirtschaftsplan 2021 einen Jahresfehlbetrag im mittleren einstelligen Millionenbereich vor. In Folge des Jahresfehlbetrages in der Ertrags- und Aufwandsrechnung wird das Eigenkapital des Konzerns zum 31. Dezember 2021 nahezu verbraucht sein. Die Regelungen im Radio Bremen Gesetz schließen ein Insolvenzverfahren als unzulässig aus. Das geplante Ergebnis unterschreitet damit das planerische Ergebnis des Vorjahres (Vorjahr -2,394 Millionen €). Im Vergleich zum Vorjahresplan ergibt sich die Ergebnisreduzierung im Wirtschaftsplan 2021 in erster Linie aus höheren Materialaufwendungen und bezogenen Leistungen. Dies begründet sich in erster Linie im neuen Finanzausgleich für die Zulieferungen für die ARD Mediathek und dem Degeto Tatort, deren Aufwendungen hier geplant sind.
Die Entwicklung der Ertrags- und Aufwandsrechnung 2021 wird maßgeblich von zwei externen Faktoren beeinflusst, die sich wiederum auf die gesamte Beitragsperiode auswirken werden: Zum einen ist das die Frage, wann die Corona-Pandemie soweit unter Kontrolle ist, dass die Beschränkungen des öffentlichen Lebens zurückgenommen werden können und die Wirtschaft die Chance auf eine Erholung erhält. Zum anderen die ausstehende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Klagen von ARD, ZDF und Deutschlandradio - und Klarheit darüber, ob und ab wann der öffentlich-rechtliche Rundfunk wieder mit einer bedarfsgerechten Finanzierung planen kann.

D. Schlussbemerkung

Die Diskussion um Auftrag und Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist durch die ausgebliebene Beitragsanpassung neu entfacht worden. Für die Anstalten bietet das die Chance, sich in die Debatte einzubringen, den eigenen Auftrag zu schärfen und die Weichen für ein öffentlich-rechtliches Medienangebot zu stellen, das auch 2030 noch eine hohe Relevanz für die Menschen in Deutschland hat. Gleichzeitig besteht aber das Risiko, dass sich die Debatte auf eine Beschränkung des Auftrags der öffentlich-rechtlichen fokussiert und im Wahljahr 2021 politisch instrumentalisiert wird. Inwieweit auch ein neues Finanzierungsmodell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Teil des angestoßenen Reformprozesses sein wird, lässt sich noch nicht absehen, ist aber gerade für eine kleine Anstalt wie Radio Bremen von besonderer Bedeutung.

Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit von Radio Bremen angesichts der vielfältigen Herausforderungen hat sich das Direktorium im Jahr 2020 auf einige strategische Leitlinien verständigt, die das Handeln der nächsten vier Jahre prägen sollen. Crossmedial, vernetzt, dialogisch und innovativ lassen sich die zentralen Entwicklungsziele überschreiben. Dazu gehört eine vielfältige regionale Berichterstattung über alle Plattformen hinweg, die Förderung von dialogischen Formaten sowie die Entwicklung innovativer Inhalte, Arbeits- und Produktionsweisen. Alle strategischen Ziele für Programm, Personal, Administration oder Produktion sind interdependent und berücksichtigen die Ziele der ARD/ZDF-Erklärung gegenüber den Ländern und die zentralen KEF Vorgaben.

Der Wandel in der Arbeitswelt, der durch die Digitalisierung schon seit Jahren immer weiter voranschreitet, ist durch Corona noch einmal beschleunigt worden. Ein eigenes Unternehmensprojekt „New Work“ wird sich damit beschäftigen, wie vernetztes und mobiles Arbeiten zukünftig organisiert werden kann und wie Flächen gestaltet sein müssen, um den kreativen Austausch zwischen den Mitarbeitenden bereichsübergreifend zu unterstützen. Ziel ist, als attraktiver Arbeitgeber mit modernen übergreifenden Arbeitsprozessen qualitativ hochwertige Angebote für die Nutzerinnen und Nutzer zu produzieren ob linear oder im Netz.

Diversity-Faktoren - die Vielfalt im Sendegebiet, die Einbeziehung aller Generationen, die unterschiedlichen demokratischen Überzeugungen, diverse soziale Herkunft oder Bildungshintergründe – sollen im Programm, aber auch bei der Personalauswahl verstärkt eine Rolle spielen.

Finanziell bleibt das Ziel, so wie bisher am Ende der Beitragsperiode ein ausgeglichenes operatives Ergebnis vorzulegen. Dies ist jedoch nur möglich, sofern die eingeplante Beitragserhöhung auch umgesetzt wird. Radio Bremen bewegt sich seit Jahren möglichst dicht an den tatsächlichen Einnahme-Verläufen, um nicht unnötig Programm-Angebote abzubauen. Zu den Aufgaben der gesamten Unternehmensgruppe gehört es – in der aktuellen Lage mehr denn je – wo immer möglich, Prozesse und Produkte zu überprüfen und zu optimieren. Wie in Abschnitt C erläutert, wird die finanzielle Zukunft Radio Bremens jedoch maßgeblich von der ausstehenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts beeinflusst werden. Sollte es durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nicht zu einer Beitragserhöhung auf 18,36 € kommen, werden programmliche Einschnitte und weitere Maßnahmen – auch auf ARD Ebene – unausweichlich werden. Des Weiteren kann zum jetzigen Zeitpunkt in letzter Instanz eine Inanspruchnahme der Gewährträgerhaftung nicht ausgeschlossen werden. Durch die Gewinn- und Verlustrechnung wird ferner ab 2021 fast das komplette Eigenkapital verbraucht sein, so dass eine bilanzielle Überschuldung droht.

Mit der programmliche Digitaloffensive werden in den kommenden Jahren insbesondere Podcasts und neue Formate für die ARD Mediathek produziert werden. Damit will Radio Bremen in der neuen Beitragsperiode den eingeschlagenen Weg ins Digitale fortsetzen und die Programme mit Blick auf die Aufgaben der Zukunft neu aufzustellen. Dabei ist und bleibt die regionale Berichterstattung der Grundpfeiler der journalistischen Arbeit.

Nachdem Radio Bremen 2020 gemeinsam mit dem Publikum und mit vielen besonderen Programmangeboten sein 75-jähriges Jubiläum gefeiert hat, gilt es, durch die Neuaufstellung des Programmbereichs, die Förderung von gesellschaftlich relevanten Themen und die Auseinandersetzung mit neuen Arbeitsformen ein Angebot zu schaffen, das trotz aller finanziellen und medien-politischen Debatten innerhalb der ARD und für die Menschen im Land Bremen unersetzlich ist und bleibt.

Bremen, den 30. Juni 2021

Dr. Yvette Gerner
(Intendantin)

Fußnoten

1)

 Ein „Besuch“ (Visit) umfasst alle Aktionen einer Nutzerin oder eines Nutzers innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Ruft ein User innerhalb von 30 Minuten keine neuen Seiten eines Internetangebots auf, gilt dies als Ende des Besuchs.



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